Flüssig oder fest, hell oder dunkel, süß oder herb, in jeden Fall klebrig. Natürlich kennen und lieben wir den Honig! Doch ist das schon alles? Es gibt eine Vielzahl weiterer Imkereiprodukte, die der Mensch schon lange für sich entdeckt hat. Und es kommen immer wieder neue Verwendungszwecke hinzu. Die Imkerei besitzt eine lebendige Tradition und bis heute gilt für viele Bienenhalter folgendes: Die Imkerei ist nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung!
Die Geschichte der Imkerei
Bienen existieren seit vielen Millionen Jahren und auch der Mensch weiß ihre Erzeugnisse schon seit Jahrtausenden zu schätzen. Höhlenmalereien aus der Steinzeit belegen, dass schon damals Honig gesammelt und verwertet wurde.
Sowohl für die alten Ägypter, Griechen, Römer, Germanen oder Mayas war der Honig ein überaus wertvolles Gut. So hatte das flüssige Gold für sie nicht nur gesundheits- und leistungsfördernde Eigenschaften, sondern war auch von religiöser Bedeutung.
Seit jeher beschäftigen sich Imker mit der Haltung, Vermehrung und Züchtung von Honigbienen sowie mit der Gewinnung von Honig und anderer Produkte. Das systematische Halten von Bienen, wie es Imker auch heute noch betreiben, nahm etwa 7000 v. Chr. im heutigen Anatolien seinen Anfang. Seither hat sich die Imkerei stetig weiter entwickelt und die Honigbienen leisten uns Menschen treue Dienste.
Honigbienen sind Multitalente
Die fleißigen Honigbienen gelten nicht umsonst bis heute als besonders wertvolle Nutztiere. Neben ihrer Bestäubungsarbeit erzeugen sie eine breite Palette an Rohstoffen, die von uns Menschen für diverse Zwecke verwendet und weiterverarbeitet werden. Hier ein Überblick über sieben gängige Imkereiprodukte:
- Honig
Das wohl bekannteste und gefragteste Erzeugnis der Honigbienen. Hergestellt aus dem Nektar von Blüten oder Honigtau. Der Honig ist die Nahrungsreserve der Bienen und sichert das Überleben des Volkes im Winter. Sie erzeugen ihn jedoch erst, wenn der laufende Bedarf für die Ernährung des Bienenvolkes und die Aufzucht der Brut gedeckt ist. Allgemein wird zwischen Blütenhonig und Waldhonig unterschieden. Blütenhonig wird von Bienen aus dem Nektar von Pflanzenblüten hergestellt. Waldhonig wird dagegen aus den als Honigtau bezeichneten Ausscheidungen von Blattläusen, Blattflöhen und anderen Insekten gewonnen, welche die Bienen ebenfalls sammeln.
- Propolis
Propolis, auch bekannt als Bienenharz oder Kittharz, wird von den Honigbienen im Bienenstock gegen Bakterien, Viren und Pilzsporen eingesetzt. Das Produkt besteht etwa zur Hälfte aus Baumharz. Weitere Bestandteile sind Bienenwachs, ätherische Öle, Pollen, Mineralstoffe, Flavonoide und Spurenelemente sowie Aminosäuren. Die heilende Wirkung von Propolis haben auch die Menschen bereits früh erkannt. Bis heute wird das Erzeugnis in der Naturheilkunde als Wundheilmittel eingesetzt.
- Gelée Royale
Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich hierbei um ein höchst exquisites Bienenerzeugnis. Gelée Royale ist nämlich der Futtersaft, mit dem Honigbienen die Königinnen des Bienenvolkes füttern und aufziehen. Die Substanz ist ein Gemisch aus Sekreten der Futtersaftdrüse und der Oberkieferdrüse von Honigbienen. Sie besteht zu etwa zwei Dritteln aus Wasser und enthält zudem Kohlenhydrate, Proteine, Fette, Vitamine und Mineralstoffe. Studien konnten nachweisen, dass sich der sogenannte Königinnenfuttersaft auch auf den menschlichen Organismus positiv auswirken kann.
- Blütenpollen
Pollen (oder Blütenstaub) sind mikroskopisch kleine Körner, die von den Staubblättern blühender Pflanzen abgesondert werden. Diese männlichen Samenzellen werden von bestäubenden Insekten wie der Honigbiene bei ihrer Nahrungssuche aufgenommen. Sie tragen sie weiter zu den weiblichen Blüten, was zu deren Befruchtung führt.
Die Biene heftet die Pollenkörnchen in sogenannten Höschen an ihre Hinterbeine. Zurück im Stock verarbeiten die Arbeiterinnen den Pollen weiter und erzeugen daraus das sogenannte Bienenbrot (oder Perga). Hierbei handelt es sich um fermentierten und damit haltbar gemachten Blütenpollen. Damit ernähren sich die Bienen und ziehen ihre Brut auf. Auch der Mensch ist schon vor langer Zeit auf den Geschmack gekommen und viele Imker luchsen ihren Bienen durch trickreiche Vorrichtungen am Bienenstock einen Teil der Pollenernte ab.
- Bienenwachs
Bienenwachs ist das duftende Material, aus dem Honigbienen ihre Waben bauen. Die Waben dienen als Schlaf – und Vorratskammer und natürlich zur Aufzucht von Nachwuchs. Die Arbeiterbienen verfügen über spezielle Wachsdrüsen, mit Hilfe derer sie unter großem Energieaufwand das Wachs produzieren. Etwa 10 Kilogramm Honig werden für die Produktion von nur einem Kilogramm Wachs benötigt! Auch der Mensch hat natürlich den Nutzen des Bienenwachses erkannt. Neben der Herstellung von Kerzen wurde das Wachs schon im alten Ägypten zur Einbalsamierung, Versiegelung und als Bindemittel für die Papyrusherstellung genutzt.
- Bienengift
Das durch den Giftstachel der Biene injizierte Apitoxin, also das Gift der Honigbiene, verursacht schmerzhafte Stiche. Durch seinen Wiederhaken bleibt der Stechapparat der Biene im Gegner stecken, woraufhin die Biene stirbt. Inzwischen wird das Bienengift gezielt gesammelt und vom Menschen für medizinische und kosmetische Zwecke verwendet. So unterstützt es bei der Hyposensibilisierung gegen eine Insektenstichallergie und bei der Behandlung entzündlicher Gelenkerkrankungen. Außerdem wird es als Alternative zu Botox in der Anti-Aging Branche eingesetzt.
- Met
Met stellen Bienen natürlich nicht eigenständig her. Es ist eine Erfindung des Menschen. Wie so vieles, wurde auch der beliebte Honigwein durch einen Zufall entdeckt. Met gilt als das älteste alkoholische Getränk und wurde schon vor vielen Tausend Jahren aus Honig hergestellt. Wurde der damals gesammelte Honig an einem feuchten Ort über eine längere Zeit gelagert, kam es früher oder später zur Gärung. Für diesen Prozess sind Hefepilze verantwortlich, die dem Gebräu einen Alkoholgehalt zwischen 11 Vol. % und 20 Vol. % verleihen. Vor allem in nordischen Kulturen war das Getränk überaus beliebt. Dadurch haben sich Bezeichnungen wie „Wikingerblut“, „Odinsblut“ oder „Drachenblut“ bis heute gehalten.
Für eine ökologische Imkerei
Obwohl die Imkerei eine lange Tradition hat und sich der Mensch die emsigen Honigbienen und ihre Erzeugnisse bereits früh zu Eigen gemacht hat, darf eines nicht vergessen werden: Honigbienen sind bis heute Wildtiere. Eine Betreuung durch den Menschen benötigen sie eigentlich nicht zum Überleben.
Dennoch sind ihr Schutz, eine intensive Pflege und ein ökologisches Imkereiverfahren von größter Wichtigkeit. Das bedeutet, dass die Haltung von Honigbienen möglichst artgerecht erfolgen sollte. So wenig Eingriffe ins Bienenleben wie möglich, eine sorgfältige Standortauswahl, eine maßvolle Honigernte sowie der Verzicht auf Chemikalien und Plastik sind daher entscheidend.
Nicht vergessen: geht es den Bienen gut, gilt das auch für uns und unsere Umwelt.
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